Im gut besuchten Saal des Bonhoeffer-Hauses lauschten die
Gäste den frei erzählten Märchen und den verbindenden Klavierklängen von
Fabrizio Mancini.
„Was macht Gott den ganzen Tag?“ fragten Ingrid Raschka und
ein Bettler in dem gleichnamigen Märchen den Propheten Mosche. Durch seine Gier
erlebt der Bettler nicht nur die Sonnenseiten des göttlichen Schaffens, sondern
auch die Schattenseiten.
Auch in dem von Ute Fallscheer vorgetragenen arabischen
Märchen von Kapitän Hikmet, einem Seeräuber, weiß dieser die Gaben Gottes nicht
zu schätzen. Er wirft Allahs Geschenke den Fischen vor und wird daher zur
Strafe zu einer Irrfahrt auf den Weltmeeren verurteilt.
Den Unterschied zwischen Himmel und Hölle zeigt der Prophet
Elia einem Rabbi: Die zu langen Löffel können entweder selbstsüchtig und
vergeblich zur Nahrungsaufnahmen dienen oder man hilft sich gegenseitig.
Mit dem heiteren russischen Märchen vom Soldaten, der
vorübergehend im Himmel und dann in der Hölle landet, zeigte Carmen Stumpf, wie
sich auch in diesen Gefilden mit List vieles erreichen lässt. Auch das chinesische
Märchen vom Sonnengott, der die Mondgöttin heiraten will, sie aber nie einholen
kann, ließ die Zuhörer schmunzeln.
Das afrikanische Märchen von Fidi Mikulli erzählt vom Leid
eines Menschen. Seine Klagen stören den Gott, so dass er den Mann zu sich rufen
lässt. Am Ende muss dieser einsehen, dass der Tod zum Leben gehört, aber ebenso
die Trauer.
Das bekannte Bechstein-Märchen vom gnitzen Schwaben, der das
Leberlein gefressen hatte, von Ingrid Raschka auf Schwäbisch erzählt, beendete
einen Märchenabend, der zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln anregte.