Besser hätte es gar nicht vorbereitet werden können: Frau Holle hatte sich in diesem Winter erstmals so richtig ins Zeug gelegt und so bot sich bei der Märchen- und Sagenwanderung um Neresheim eine winterliche Märchenlandschaft als Kulisse für die Erzählungen von Carmen Stumpf. Mit Legenden, Brauchtum und Märchen rund um die zwölf Nächte oder Rauhnächte entführte sie die zahlreichen Zuhörer in vergangene Zeiten.
Auch von Wodan, dem Gemahl der Holle wurde berichtet. Die
Erzählerin zeigte anhand von Überlieferungen auf, wie sich die Vorstellungen
vom Wodansheer, auch Wildes Heer genannt, im Laufe der Jahrhunderte mit dem
Erstarken des Christentums wandelten. Einst göttlichen Ursprungs, war es eine
zeitlang noch eine Ehre, wenn weltliche Herrscher mit dem Wilden Heer im
Sturmesgebraus durch die Lüfte herumjagen durften. Aber in der Sage vom Junker
Hans, dem letzten Ritter der Kocherburg war es schon die Strafe für seinen
lästerlichen Lebenswandel. Dämonische Züge gar weist die Sage auf, in der ein
junger Bruder des Klosters Neresheim abgestraft wird, weil er mit dem Wilden
Heer Schabernack getrieben hatte.
Die Teilnehmer erfuhren vom vielfältigen Brauchtum, das sich
um die Rauhnächte herum entwickelt hat. Manches hat sich bis heute erhalten. So
berichteten zwei der Frauen, dass sie damit aufgewachsen sind, in dieser Zeit
keine Wäsche zu waschen. Auch Wetterorakel werden immer noch durchgeführt. Und:
wer hat nicht schon an Sylvester versucht, durch Zinngiessen in die Zukunft zu
schauen?
Obwohl es ein schöner Wintertag war, konnte man angesichts
der Wolken, des Knackens von Ästen und des Windes, der über das Härtsfeld
fegte, gut nachvollziehen, wie unsere Altvorderen zu all den Vorstellungen
gekommen sind.
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