Die Erschaffung der Frau
Im Anbeginn der Zeiten, als der Schöpfer Gott sein Werk vollenden wollte, kam die Reihe an die Erschaffung der Frau. Da merkte Gott, dass er bei der Erschaffung des Mannes bereits allen Erdenstoff verbraucht hatte und ihm gar kein bestimmendes Element mehr übrig geblieben war. In dieser Verlegenheit und nach tiefer Meditation verfuhr er dann folgendermaßen:
Er nahm
Die Rundung des Mondes und die Schmiegsamkeit der Ranken, das Zittern des Grases und den Duft der Blumen, die spielerische Heiterkeit der Sonnenstrahlen und das Tränen der Wolken, die Unbeständigkeit der Winde, die Weichheit der Papageienbrust und die Härte des Diamanten, die Süße des Honigs und die Schärfe des Chillipfeffers, das Brennen des Feuers und die Kälte des Schnees, die Geschwätzigkeit der Elster und das Singen des Kuckucks, die Falschheit des Kranichs und die Treue der Wildente, die Klugheit der Schlange und die Geduld des Esels.
All dies vermischend schuf er die Frau und gab sie dem Mann. Aber nach einer Weile kam der Mann und sprach:“ Ach, mit diesem Geschöpf, das du mir gegeben hast, da kann ich nicht leben! Unaufhörlich schwätzt es und unaufhörlich quält es mich. Sie wünscht, dass ich mich fortwährend um es kümmere und vergeudet meine ganze Zeit. Ich kam, um es dir zurückzugeben, weil ich mit ihm nicht leben kann.“
Der Schöpfer Gott sprach: „Gut, so sei es!“ und nahm die Frau wieder zurück. Aber nach einer Woche schon kam der Mann wieder und sprach: „Ach Herr, ich finde, mein Leben ist ganz öd geworden, seit ich dir das Geschöpf zurückgab. Ich denke daran, wie es mit mir tanzte und sang, wie es mich anblickte aus seinen Augenwinkeln, mit mir plauderte und sich an mich schmiegte. Und sein Lachen – ach, sein Lachen war Musik für mich. Ich bitte dich, gib es mir wieder zurück!“ Und der Schöpfer Gott sprach: „Gut, wenn dies dein Wunsch ist!“ und gab dem mann die Frau zurück. Nach 3 Tagen jedoch kam der Mann schon wieder und sprach: „Ach Herr, ich weiß nicht, wie mir ist. Aber nach all den tagen bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass dein Geschöpf mehr Störung ist als Genuss. Ich bitte dich, nimm es doch wieder zurück!“
Da wurde der Schöpfer Gott zornig und sprach: „ Mach dass du fortkommst! Geschwind! Nun ist es genug! Lebe mit ihm, so gut wie du kannst!“ Da sprach der Mann: „Aber ich kann nicht mit ihm leben!“ Und Gott sprach: „Aber ohne es kannst du auch nicht leben!“ Er wandte dem Mann den Rücken zu um sein Werk fortzusetzen. Da sprach der Mann noch einmal: „Ja, aber, Herr, was soll ich denn tun? Weder mit ihm noch ohne es kann ich leben!“ Da ging der Schöpfer Gott zur Frau und fragte sie: „ Und du? Kannst du mit dem Manne leben?“ Die Frau lächelte und sprach: „ Ich? Ich kann sowohl mit ihm als auch ohne ihn leben!“
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