Mit Märchen und Sagen im Winterwald


Besser hätte es gar nicht vorbereitet werden können: Frau Holle hatte sich in diesem Winter erstmals so richtig ins Zeug gelegt und so bot sich bei der Märchen- und Sagenwanderung um Neresheim eine winterliche Märchenlandschaft als Kulisse für die Erzählungen von Carmen Stumpf. Mit Legenden, Brauchtum und Märchen rund um die zwölf Nächte oder Rauhnächte entführte sie die zahlreichen Zuhörer in vergangene Zeiten.

Auf einer der sechs Stationen des Rundwegs war zu erfahren, dass die Holle eine alte germanische Muttergottheit war, von der zahlreiche Sagen und Märchen überliefert sind. In einer Sage wurde geschildert, wie die Holle als Bewahrerin der Fruchtbarkeit im Mittwinter über das Land zog und dabei dem Holderbusch seinen Namen gab. In einer anderen Sage erzählte Carmen Stumpf von dem Brauch, die Holle oder Berchta am Berchtenabend, dem Dreikönigsabend mit einem Gabentisch zu bewirten. Eine neugierige Magd belauscht sie und wird dafür bestraft. Und in einem Märchen erfuhren die Zuhörer, dass Frau Holles Apfelgarten nur deswegen so gut gedeiht, weil eine Alte ihn für sie pflegt. Dafür hat die Holle ihr die Jugend wieder gegeben.

Auch von Wodan, dem Gemahl der Holle wurde berichtet. Die Erzählerin zeigte anhand von Überlieferungen auf, wie sich die Vorstellungen vom Wodansheer, auch Wildes Heer genannt, im Laufe der Jahrhunderte mit dem Erstarken des Christentums wandelten. Einst göttlichen Ursprungs, war es eine zeitlang noch eine Ehre, wenn weltliche Herrscher mit dem Wilden Heer im Sturmesgebraus durch die Lüfte herumjagen durften. Aber in der Sage vom Junker Hans, dem letzten Ritter der Kocherburg war es schon die Strafe für seinen lästerlichen Lebenswandel. Dämonische Züge gar weist die Sage auf, in der ein junger Bruder des Klosters Neresheim abgestraft wird, weil er mit dem Wilden Heer Schabernack getrieben hatte.

Die Teilnehmer erfuhren vom vielfältigen Brauchtum, das sich um die Rauhnächte herum entwickelt hat. Manches hat sich bis heute erhalten. So berichteten zwei der Frauen, dass sie damit aufgewachsen sind, in dieser Zeit keine Wäsche zu waschen. Auch Wetterorakel werden immer noch durchgeführt. Und: wer hat nicht schon an Sylvester versucht, durch Zinngiessen in die Zukunft zu schauen?

Obwohl es ein schöner Wintertag war, konnte man angesichts der Wolken, des Knackens von Ästen und des Windes, der über das Härtsfeld fegte, gut nachvollziehen, wie unsere Altvorderen zu all den Vorstellungen gekommen sind.







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