Märchenstube geschlossen

Wir sind wieder auf "Herbergssuche". Der Hauptmieter in der Beinstraße 4 zog aus und so mussten auch wir die Märchenstube aufgeben.
Die verbleibenden Termine 2010 finden an folgenden Orten statt:

Sonntag, 12.12. 2010 um 15.00 Uhr: Märchen für Kinder ab 4 J. mit Ute Hommel in der Begegnungsstätte Bürgerspital, Spritzenhausplatz in Aalen

Sonntag, 19. 12. 2010 um 15.00 Uhr: Märchen für Kinder ab 4 J. mit Helga Schwarting in der Begegnungsstätte Bürgerspital, Spritzenhausplatz in Aalen

Freitag, 17. 12. um 19.30 Uhr: Märchen zur Winter- und Weihnachtszeit mit Helga Schwarting und Marie-Louise Ilg im Cafe Samocca, Aalen

Märchen des Monats Dezember

Was die Menschen brauchen

Ein König hatte zwei Söhne. Eines Tags bemerkte er, dass er alt geworden war und so wollte er einen seiner Söhne zu seinem Nachfolger bestellen. Er versammelte die Weisen seines Landes und rief seine beiden Söhne herbei. Er gab jedem der beiden 5 Silberstücke und sagte: „Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend füllen. Womit, das ist eure Sache. Wer es schafft, der soll mein Nachfolger werden.“ Die Weisen sagten: „Das ist eine gute Aufgabe.“

Die beiden zogen los. Der Ältere kam an einem Feld vorbei, wo die Leute gerade den Weizen droschen. Die Spreu lag nutzlos umher. Er dachte sich: „ Das ist eine gute Gelegenheit. Mit diesem nutzlosen Zeug werde ich die Halle meines Vaters füllen.“ Mit dem Aufseher war er schnell einig und die Bauern waren froh, die Spreu los zu sein. Sie brachten sie sogar ins Schloss. Der ältere Sohn füllte die Halle. Dann ging er zu seinem Vater und sagte: „ Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger!“ Aber der Vater antwortete: „Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten.“

Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, die Spreu zu entfernen. So geschah es auch. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr warmes Licht füllte den ganzen Raum und ließ die Gesichter des Königs und der Söhne, der Diener und Mägde leuchten.

Der alte König lächelte: „Du wirst mein Nachfolger!“

Märchen des Monats November

Die Weisheit der Welt
Ein Ashanti-Mythos, erzählt in Westafrika. Übersetzt aus „Anansi and the Callabash of Wisdom“, 2001 Terry Hancock:
„Vor langer, langer Zeit lebte eine schlaue Spinne namens Anansi. Anansi wollte weise sein, tatsächlich entschied er sich, die ganze Weisheit der Welt zu sammeln!
Wissend, selbst wenig zu wissen, stellte er sich die Aufgabe, Wissen zu erlangen. Er bereitete eine Kalebasse vor, um das Wissen aufzubewahren. Er zog los und befragte alle Leute nach ihrem Wissen. Manchmal musste er dafür bezahlen, manchmal hat er sich das Wissen auch ergaunert. Aber normalerweise gaben ihm die meisten ihr Wissen preis, da eine Spinne mit solch einer großen Aufgabe viel weiser als sie selbst sein müsste.
Nachdem er lange Zeit mit dem Sammeln verbracht hatte, hatte er die Weisheit der ganzen Welt in seiner Kalabasse und dachte sich: „Ha ha, jetzt bin ich der klügste von allen! Jetzt muss ich ein gutes Versteck finden, damit niemand das Wissen findet und ich für immer der Klügste bleibe!“
Er fand, in dem obersten Wipfel eines hohen Baumes, den nur eine Spinne erklimmen könnte, wäre das beste Versteck. Die vom Wissen schwere Kalebasse band sich Anansi mit einem Streifen Tuch um den Bauch und machte sich mit seinen acht Beinen auf, den Baum zu erklimmen. Doch die Kalebasse war ihm im Weg und so kam er nur bis zur Hälfte des Stammes. Ganz gleich, wie sehr er es versuchte, er scheiterte immer wieder und murrte schließlich frustriert in sich hinein.
Zu dieser Zeit kam sein kleiner Sohn und beobachtete ihn. Anansi war verärgert, in seiner hilflosen Lage ertappt worden zu sein.
Aber sein Sohn sagte einfach: „Warum bindest du dir die Kalebasse nicht auf den Rücken, Vater, so dass sie dir nicht im Weg ist?“
Anansi dachte nach. „Das könnte klappen.“ Und tatsächlich erreichte er auf diese Weise die obersten Wipfel des Baumes ohne Schwierigkeiten. Aber als seine Aufgabe erfüllt schien, fiel ihm auf, dass selbst sein junger Sohn weiser war als er!
„Man kann die ganze Weisheit der Welt nicht in einer Kalebasse verstecken!“ heulte er und schüttete in einem weiten Bogen ihren ganzen, mühsam gesammelten Inhalt über die Welt.
So geschah es, dass sich das Wissen auf der Welt verbreitete. Und Anansi fühlte, was Weisheit bedeutet.“

Märchen des Monats Oktober

Die Frau mit dem schwarzen Geißbock
Deutsches Märchen


Es war einmal eine alte Frau, die hat in einem ganzen kleinen, alten Häusle gelebt. Eine einzige Kuh hat sie gehabt, der haben die Rippen da so rausgeschaut – ein kleines Säule, ein paar Hennen und einen kohlrabenschwarzen Geißbock.
Die Leut, die haben sich denkt: die arme Frau, der ihr Häusle wird ja nur bloß noch von den Hypotheken zusammengehalten. Aber sie haben sich fei ganz falsch denkt, weil die Alt hat Geld wie Heu gehabt, und wenn die des Morgens die Kuh gemolken hat, der so die Rippen herausgeschaut haben: zwei Eimer voll Milch am Tag und die Hälfte davon bloß ein Rahm! Das Säule, so dürr wie’s war und bloß Eichele gefressen hat, wenn das geschlachtet worden ist – Trümmerschinken und Speckseiten nicht grad genug -- und von den Hennen hat jede am Tag zwei Eier gelegt.
Halt mal, bloß der Geißbock, der hat fei keine Blätter gefressen und kein Gras. Nein, der ist immer an den Küchenkasten hingegangen und da hat er sich rausgeholt, was ihm geschmeckt hat. Nach der Schnapsflaschen hat er auch immer recht geschleckt.
Am Abend, wenn die Alt, so hutzlig und krumm wie sie war, wenn sie ihre Fensterläden zugemacht hat und nach ihrem Häusle gegangen ist, da war die fei nimmer alt, da war’s eine schöne junge Frau – eine glatte Haut und dicke, schwarze Zöpf. Und der Geißbock, das war ein fescher Jäger. Und da haben sich die zwei die ganze Nacht gut gehen lassen in dem Häusle.
Lange Zeit ist das so weiter gegangen. Da ist einmal ein junges Bäsle von der Alten zu Besuch gekommen. Ein Madele wie Milch und Blut, blonde lockerte Haar, blaue Augen, Äpfelbäckle – so ein richtiges Posaunenengele.
Der Geißbock, der ist gleich immer so um das Madel rumscharwenzelt, hat’s ein wenig mit den Hörnern angeschubst und angemeckert. Und’s Madle hat sich denkt: Also, mei alte Basen, die ist ja nimmer im Kopf so recht beieinander, was lässt denn die das zottelige Viech im Haus herumrennen? Und dann hat’s gesagt: „Weißt was, morgen früh da geh ich wieder heim zu meine Leut.“
Mitten in der Nacht, das Madel hat in der Kammer im Bett geschlafen, wacht’s auf, steht da nicht ein junger Jäger vor ihrem Bett, und sie sagt: „Ja, wie kommst denn du da rein?“ Aber er macht: „Pst, pst, – net so laut.“ Aber das Madel sagt wieder: „Ja, wie kommst denn du da rein? Ich hab doch die Kammertür zugesperrt!“ „Pst, sei halt nedde so laut, es muß uns doch nicht gleich ein jeder hören.“ Aber da fängt das Madel doch wieder an: „Beim Herrgott und allen Heiligen!“
Da tut’s einen Schlag und einen Kracher! und das Madel schaut. Steht doch statt einem Jäger ein Geißbock vor ihrem Bett. Und schon kommt die Alte rein, sieht den Geißbock am Bett von dem Madele steh’n, packt ihn bei den Hörnern und sagt: „Marsch, naus mit dir in den Geißenstall, wo du hingehörst!“ Da tut’s noch einen größeren Schlag und einen ärgeren Kracher, und es wird stockfinster. Und bis das Madel ein Licht angezündet hat und schaut, da sieht’s: die alte Bas liegt mit einem umgedrehten Genick neben der Tür – maustot. Der Teufel hat’s geholt.
Weil, als eine junge Frau hat sie sich ihm verschrieben und drum ist er als ein Geißbock bei ihr geblieben. Und all ihre Lieb hat sie ein Leben lang an ihn verschwendet, aber die Eifersucht, das war ihr End.
Es sind ja schon nicht einmal andere treu - noch viel weniger fällt’s dem Teufel ein.

Märchen des Monats September

Der Glückliche und der Unglückliche
Märchen aus Estland


Es waren einmal zwei Bauern, die lebten nicht weit voneinander. Der eine war reich, der andre war arm. Der Arme war freilich auch ein fleißiger Arbeiter, aber dennoch wurde er nicht reicher, als er war.
Einmal ging er in der Nacht aufs Feld, um dort nachzuschauen, aber o Wunder - was sah er da! Er sah, wie ein Mann auf dem Felde des Reichen Roggen säte.
„Was tust du hier?“ fragte der Arme.
„Ich säe Roggen!“ war die Antwort.
„Nun, wann kommst du denn auf mein Feld säen?“ fragte der arme Mann.
„Niemals!“
„Weshalb säst du denn auf dem Felde des andern?“
„Ja, ich bin eben sein Glück.“
„Nun, wo ist denn mein Glück?“ fragte der Arme.
„Dein Glück schläft dort neben jenem großen Stein“, sprach der Sämann.
Der Arme eilte zum Stein, um sein Glück zu wecken.
„Höre, Mann, steh auf und geh Roggen säen!“
„Ich gehe nicht“, antwortete der Schläfer.
„Ja, warum gehst du denn nicht?“ fragte der Arme.
„Nun, ich bin doch eben kein Landwirtsglück.“
„Aber du bist doch mein Glück!“
„Ja, freilich“, sagte der Schläfer; „wähl dir nur ein andres Handwerk, dann werd ich schon dein Glück sein.“
„Was soll ich denn werden?“ fragte der Arme.
„Werde Kaufmann!“
Sogleich ging der Mann nach Hause, verkaufte sein Haus und eröffnete in der Stadt einen Laden. Nun bekam er sein Glück und lebt auch heute noch glücklich.

Märchen des Monats August

Die Erschaffung der Frau

Im Anbeginn der Zeiten, als der Schöpfer Gott sein Werk vollenden wollte, kam die Reihe an die Erschaffung der Frau. Da merkte Gott, dass er bei der Erschaffung des Mannes bereits allen Erdenstoff verbraucht hatte und ihm gar kein bestimmendes Element mehr übrig geblieben war. In dieser Verlegenheit und nach tiefer Meditation verfuhr er dann folgendermaßen:
Er nahm
Die Rundung des Mondes und die Schmiegsamkeit der Ranken, das Zittern des Grases und den Duft der Blumen, die spielerische Heiterkeit der Sonnenstrahlen und das Tränen der Wolken, die Unbeständigkeit der Winde, die Weichheit der Papageienbrust und die Härte des Diamanten, die Süße des Honigs und die Schärfe des Chillipfeffers, das Brennen des Feuers und die Kälte des Schnees, die Geschwätzigkeit der Elster und das Singen des Kuckucks, die Falschheit des Kranichs und die Treue der Wildente, die Klugheit der Schlange und die Geduld des Esels.
All dies vermischend schuf er die Frau und gab sie dem Mann. Aber nach einer Weile kam der Mann und sprach:“ Ach, mit diesem Geschöpf, das du mir gegeben hast, da kann ich nicht leben! Unaufhörlich schwätzt es und unaufhörlich quält es mich. Sie wünscht, dass ich mich fortwährend um es kümmere und vergeudet meine ganze Zeit. Ich kam, um es dir zurückzugeben, weil ich mit ihm nicht leben kann.“
Der Schöpfer Gott sprach: „Gut, so sei es!“ und nahm die Frau wieder zurück. Aber nach einer Woche schon kam der Mann wieder und sprach: „Ach Herr, ich finde, mein Leben ist ganz öd geworden, seit ich dir das Geschöpf zurückgab. Ich denke daran, wie es mit mir tanzte und sang, wie es mich anblickte aus seinen Augenwinkeln, mit mir plauderte und sich an mich schmiegte. Und sein Lachen – ach, sein Lachen war Musik für mich. Ich bitte dich, gib es mir wieder zurück!“ Und der Schöpfer Gott sprach: „Gut, wenn dies dein Wunsch ist!“ und gab dem mann die Frau zurück. Nach 3 Tagen jedoch kam der Mann schon wieder und sprach: „Ach Herr, ich weiß nicht, wie mir ist. Aber nach all den tagen bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass dein Geschöpf mehr Störung ist als Genuss. Ich bitte dich, nimm es doch wieder zurück!“
Da wurde der Schöpfer Gott zornig und sprach: „ Mach dass du fortkommst! Geschwind! Nun ist es genug! Lebe mit ihm, so gut wie du kannst!“ Da sprach der Mann: „Aber ich kann nicht mit ihm leben!“ Und Gott sprach: „Aber ohne es kannst du auch nicht leben!“ Er wandte dem Mann den Rücken zu um sein Werk fortzusetzen. Da sprach der Mann noch einmal: „Ja, aber, Herr, was soll ich denn tun? Weder mit ihm noch ohne es kann ich leben!“ Da ging der Schöpfer Gott zur Frau und fragte sie: „ Und du? Kannst du mit dem Manne leben?“ Die Frau lächelte und sprach: „ Ich? Ich kann sowohl mit ihm als auch ohne ihn leben!“

Termine Märchenstube, Beinstr. 4 in Aalen

Abendtermine an jedem dritten Freitag im Monat um 19.30 Uhr mit Bewirtung.

17. 9. um 19.30 Uhr: Die kluge Sanijar und andere Märchen von klugen und starken Frauen.
Erzählerinnen: Marie-Louise Ilg, Ute Hommel, Carmen Stumpf


15.10.um 19.30 Uhr: Meine Lieblingsmärchen
Erzählerinnen: Helga Schwarting, Carmen Stumpf


19.11.um 19.30 Uhr: Orientalischer Märchenzauber
Erzählerinnen: Marie-Louise Ilg, Ute Hommel


17.12.um 19.30 Uhr: Märchen zur Winter- und Weihnachtszeit
Erzählerinnen: Marie-Louise Ilg, Helga Schwarting


Nachmittagstermine: Ab 3.10. jeden ersten Sonntag im Monat von 15.00 bis 16.00


3.10. Märchen mit Helga Schwarting

7. 11. Märchen mit Marie-Louise Ilg

28.11 Märchen mit Helga Schwarting

5.12. Märchen mit Ute Hommel

12.12. Märchen mit Ute Hommel

19.12. Märchen mit Helga Schwarting

Märchenstube öffnet wieder im September

Am 17. September 2010 um 19.30 öffnet die Märchenstube wieder ihre Pforten. Von da an wird an jedem dritten Freitag im Monat um 19.30 erzählt.
Für Kinder ist bis zum Advent ab 3. 10. an jedem ersten Sonntag Märchenzeit von 15.00 bis 16.00 Uhr. Ab dem 1. Advent am 28.11. wird dann parallel zum Weihnachtsmarkt die Märchenstube von 15.00 bis 16.00 geöffnet. (s. auch bei "Termine")

Termine

Hüttlinger Märchenskulpturenpfad
Im Rahmen der Ferienbetreuung in Aalen werden zwei Termine für eine Märchenwanderung angeboten.
5.8. 2010 Treffpunkt 8.55 am ZOB Bussteig 5, Rückkehr 12.22 Uhr und
12. 8. 2010 Treffpunkt 14.20 am ZOB, Bussteig 5, Rückkehr um 17.23 Uhr.
Die reine Laufzeit beträgt ca. eine Stunde. An einzelnen Stationen werden Märchen erzählt. Anmeldung unter Tel.: 07361/93 17 45

Termine



2. Neresheimer Märchentage
vom 5.-7. November 2010






Freitag, 5. 11. um 20.00 Uhr im Matheuß-Palm-Saal des Rathauses:
"Wie uns der Schnabel gewachsen ist" Märchen, Schwänke und Sagen in Mundart


Samstag, 6. 11. von 14.30 - 17.30: Kindernachmittag im Treffpunkt "F"


Samstag, 6. 11. ab 20 Uhr: Offener Erzähltreff mit Erzählerinnen im Gasthof Stern

Sonntag, 7.11. von 10.30 bis 11.30 Uhr: Matinee im Matheuß-Palm-Saal

Märchen des Monats Juli

Der kluge Bastelicaner
Ein Bastelicaner hatte eine Frau und eine Mühle. Letztere trug ihm nichts ein und erstere, man findet das selten, gab ihm immer Recht. Eines Tages sprach er zu ihr: »Ich werde meine Mühle verkaufen; sie wirft uns beinahe nichts ab, während, wenn wir eine Kuh hätten, uns die Milch unsere Nahrung und das Kalb, das wir alle Jahre erhalten würden, Geld liefern würde.« – »Du hast Recht«, erwiderte die Frau, »verkaufe die Mühle.«
Der Müller gab sie um sechshundert Franken her und kaufte um dieses Geld am benachbarten Jahrmarkt, der eben stattfand, eine Kuh. Er kehrte nach Hause zurück und da er schon ermüdet war, dachte er sich: »Ich bin doch ein Dummkopf, dass ich eine Kuh kaufte. Sie kann mich mit ihren Hörnern stoßen und mir den Bauch aufschlitzen. Ein Pferd wäre doch besser; ich könnte darauf reiten, würde nicht müde werden und es würde nicht viel fressen, denn ein wenig Heu genügt ihm.«
Gerade kam ein Mann mit einem Pferd vorbei. – »Willst du dein Pferd gegen meine Kuh vertauschen?« – »Gerne.« – Der Müller bestieg das Pferd. »Das Tier ist wohl nicht erster Güte,« sagte er sich, »aber ich habe mich nicht zu beklagen.«
Nach einigen Stunden dachte er sich: »Ich kann doch nicht immer auf dem Pferde bleiben. Zu was wird mir das Reittier nützen, wenn ich zuhause bin? Eine Ziege würde mir entschieden viel bessere Dienste leisten, gibt sie doch morgens und abends Milch und wirft von Zeit zu Zeit Kitzlein. Und dann braucht sie nicht viel zu fressen, einige Disteln, die sie am Wege findet, genügen ihr.«
Da gerade ein Schäfer vorbeitrieb, so rief ihm der Müller zu: »Willst du mir für mein Pferd eine Ziege überlassen?« – »Ja«. – »Lässt du mich aber auswählen?« – »Du kannst dir nehmen, welche du willst.« – Der Bastelicaner suchte sich die fetteste aus und trabte dann seinen Weg dahin.
»Was aber zum Teufel,« sagte er sich bald, »mache ich denn mit einer Ziege? Sie sind doch launenhafte Tiere und sie kann sich eines Tages beim Herabstürzen von einem Felsen den Hals brechen. Ich werde sie verkaufen und ich glaube, ich mache dabei keinen schlechten Tausch.« –
Ein Mann ging gerade vorüber. – »Willst du mir meine Ziege abkaufen?« – »Mit Vergnügen.« – »Was gibst du mir dafür?« – »Zwanzig Franken.« – »Die Sache ist gemacht.«
Der ehemalige Müller setzte sich wieder in Bewegung. »Wie,« dachte er nach einiger Zeit, »ich habe meine Mühle um zwanzig Franken verkauft? Es ist doch besser, wenn ich mir eine Henne mit Küchlein kaufe. Die Henne legt jeden Tag Eier und hie und da kann ich ein Hühnchen schmausen.« –
Währenddem kam er zu einem Meierhof. – »He, Bäuerin, wie viel kostet eine Henne samt Küchlein?« – »Zwanzig Franken.« – »Das ist schön, ich habe gerade soviel.« Und er gab alles her. Es war jedoch nicht leicht für ihn, eine Schar Küchlein fortzubringen.
»Dass sie der Teufel hole! Die Küchlein und ihre Mutter foppen mich. Aber, wartet nur, gleich werde ich euch los sein.«
Als er zu einem Gasthof kam, schlug er dem Wirt vor, ihm Henne und Küchlein abzukaufen. – »Gern«, sagte dieser, »aber da ich kein Geld habe, so werde ich dir einen schönen Sack voll Erdäpfel dafür geben.« – »Hole den Sack! Der wird mir wenigstens nicht davonrennen.«
Mit dem Sack am Rücken setzte unser Müller seinen Weg fort. Da die Erdäpfel jedoch schwer waren, so wurde er bald zornig und warf sie, unter Fluchen und Schreien, in einen vorbeifließenden Bach.
Endlich kam er nach Hause. – »Wo ist die Kuh?« fragte ihn seine Frau. – »Ich habe sie gegen ein Pferd umgetauscht.« – »Wo hast du es?« – »Da uns das Pferd nicht immer nützen würde, so habe ich dafür eine schöne, fette Ziege, die uns viel Milch geben wird, eingetauscht.« – »Wo hast du sie denn? Ich sehe sie nicht!« – »Ich habe sie verkauft, denn sie könnte sich eines schönen Tages den Hals brechen.« – »Da hast du Recht gehabt. Aber wo hast du das Geld?« – »Welche Frage? Hast du nicht gern frische Eier? Ich habe eine Henne mit Küchlein damit gekauft.« – »Wie, du hast sie bis hierher geführt?« – »O, woher denn, das konnte ich nicht. Ich habe sie gegen einen Sack Erdäpfel umgetauscht.« – »Hast du sie schon in den Keller gegeben?« – »Frau, ich hielt dich für klüger. Weißt du denn nicht, dass Erdäpfel schwer sind? Ich brach unter der Last zusammen und hatte kaum mehr die Kraft, sie in einen Bach zu werfen.« – »Meiner Treu, das hast du gut gemacht. Du wirst müde sein!«
Und Müller und Müllerin gingen ohne zu essen schlafen.
»Ich wünsche allen jungen Männern eine solche Frau, wie die Müllerin; aber Gott behüte alle jungen Mädchen vor einem Bastelicaner!«

Märchen des Monats Juni

Es war einmal ein König, der lebte sehr glücklich mit seiner schönen, tugendsamen Gemahlin; ein einziges Söhnlein war ihnen vom Himmel geschenkt, und dieses war die Lust der Eltern. Doch nicht nur in des Königs hoher Familie war es so friedsam, sondern in seinem ganzen Lande; überall, auch in dem kleinsten Dörflein war Verdienst und Wohlstand und das Volk war zufrieden und freundlich.
Einer weisen, milden Regierung entblüht Ordnung; Ordnung aber bringt Wohlstand, Wohlstand bringt Zufriedenheit und Zufriedenheit bringt Freundlichkeit. Der gute König musste jedoch ein gar herbes Schicksal erfahren; seine liebe Gemahlin starb und ließ ihn einsam zurück, mit dem nun mutterlosen Prinzen.

Tief trauerte der König und das ganze Land mit ihm. Auch das kleine fromme Kindesherz des Prinzen war sehr betrübt, denn es hatte mit aller kindlichen Liebe an seiner Mutter gehangen. Auf dem Sterbebette hatte sie ihn gesegnet und ihn noch scheidend zu allem Guten ermahnt, zum treuen Glauben an Gott, zur Liebe und Milde gegen alle Menschen. "Und wenn du ein Jüngling worden bist", waren ihre letzten Worte, “so wähle dir nur ein Mägdlein frommen, guten Herzens zu deiner Gemahlin und ehre das Andenken deiner Mutter und ihrer letzten Worte".

Dieses hatte einen tiefen Eindruck in das weiche Herz des Knaben gemacht, immerdar gedachte der Prinz seiner sterbenden Mutter, und es kam ihm oft vor, als umschwebe sie ihn und lächle ihm selig zu. So wuchs der Prinz in frommer Sitte empor und wurde ein schöner, blühender Jüngling.

Doch das königliche Vaterauge war verblendet worden von einer fürstlichen, listigen Dame, die den Herrscher gar bald mit ihren erkünstelten Reizen also schlau zu fesseln wusste, dass er ihr nachgab und sie ihn völlig beherrschte. Bald fand das glänzende Hochzeitgelage statt. Der bejahrte König, sonst so gut und milde, war zum alten Toren geworden und hatte sein Leben an ein listiges, böses Schlangenherz gekettet; nur zu bald musste er die bittere Frucht seiner Torheit kosten. Das böse Weib stiftete allenthalben Unheil an, erregte den Vater wider den Sohn, den Sohn wider den Vater und die Herrschaft wider die Diener, und übte ihre frevle Verblendungskunst immer fort, so dass sie die Herzen alter und junger Männer für sich entflammte. Eine kurze Zeit, und das reuevolle Leben des Königs hatte geendet.

Der Prinz wurde König und beherrschte das Volk mit der Klugheit und Milde, die überall zum wahren Wohle des Landes dient. Aber an ihm übte die arge Stiefmutter ihre Künste vergebens, er verachtete sie im Stillen und suchte sich immer in heilsamer Entfernung von ihr zu halten.

Da wünschte das Land, dass der jugendliche König sich vermähle; auch er in seinem Innern trug er das stille Verlangen, sein Glück mit einer würdigen Jungfrau zu teilen, aber nicht Stand und Reichtum oder eine Krone sollten diejenige schmücken, die er sich wählen wollte, sondern ein gutes, frommes Herz, wie es seine sterbende Mutter gewünscht. Und ein solches hatte er gefunden, zwar nur das eines armen, schlichten Gärtnermädchens, das aber voll war von reiner Liebe und frommem Glauben.

Diese Jungfrau war dem Königssohn bald so innig befreundet, dass der Jüngling ihr zu Füßen sank und ihr ewige Liebe und Treue schwur. Zärtlich und in Tränen schmiegte sich das liebliche Mädchen an die Brust des Jünglings und sprach:
"Ach, du darfst mich ja nicht zur Gemahlin nehmen, siehe ich bin arm und keine Prinzessin."
"Sei ruhig, lieb Herz", sprach der Jüngling, “du sollst meine Gemahlin und Königin werden, du und keine andere."

Der Wunsch nach der Vermählung des Königs wurde lauter und dringender; von allen Seiten her begannen die Väter fürstlicher Töchter dem König Vorschläge zu machen. Die böse Stiefmutter wähnte den so jungen König gänzlich unter ihrer Herrschaft, dass sie sich anmaßte, eine Gemahlin für ihn zu wählen.
Sie ordnete glänzende Festlichkeiten an, wozu viele Prinzessinnen geladen waren, die reich geschmückt und voll Hoffnung zur Schau kamen. Acht Tage hatten die Feste schon gewährt, und der König hatte noch keine Prinzessin zur Braut erwählt und hatte auch alle Vorschläge seiner Stiefmutter unbeachtet gelassen.

Am neunten und letzten Festtag sollte sich's entscheiden, so hatte der König selbst verheißen. Die Stiefmutter glaubte voll Zuversicht, dass der König in ihre Wahl eingehen werde, denn sie hatte eine hohe Prinzessin, zwar hässlich von Gesicht und Gestalt, aber unsäglich reich an Gut und Geld für ihn auserwählt. Ein glänzender Ball sollte die Feste beschließen, und diesmal waren alle Prinzessinnen doppelt mit Juwelen und Schmuck beladen, da eine jede glaubte, den Sieg davonzutragen. Doch wie alle in gespanntester Erwartung dem König entgegen harrten, tat sich die Flügeltüre auf, und der König trat lächelnd mit seinem lieblichen Gärtnermädchen herein, die so sittig und bescheiden in einem weißen Kleidchen und völlig ohne Schmuck erschien.

Da sprühten manche Augen im Kreise der Prinzessinnen voll Ärger und Wut, doch die der Stiefmutter rollten am wildesten und schleuderten grimmige Blitze nach dem glücklichen Liebespaar. Jetzt nahten sich diese beiden der königlichen Stiefmutter, die in der Mitte des Saales, von boshaft lächelnden Prinzessinnen umgeben, weilte; und der König sprach mild und freundlich:

"Hohe, verehrte Mutter, hier bringe ich Euch meine liebe, fromme Braut und bitte mit ihr um Euren Segen."
Aber die Dame sprach voll Zorn und Wut: "König, solltet Ihr also Eurer Ehre vergessen und eine gemeine Dirne freien? O schämet Euch, mich so tief zu kränken und um meinen Segen für eine schlechte Magd zu bitten." Und sie wandte ihm den Rücken zu und schritt voll Grimm und Bosheit ins Nebengemach.

Aber der König folgte ihr nach und sprach mit einem strengen, drohenden Ernst:
"Frau, das Wort soll Euch schwer wiegen. Wahrlich, ich will Euch zeigen, dass dieses arme Mädchen würdiger ist, Königin zu heißen, als Ihr und alle eitlen Prinzessinnen. Eine Kunst habe ich einstmals von einem alten Einsiedler erlernt: die Menschen zu verzaubern und ihre Herzen zu prüfen, ob sie gut oder böse sind. Schwört, hohe Frau, mir dann die Schönste zu wählen, wenn alle hier anwesenden Jungfrauen verzaubert, in Gestalt einer Blume, stehen, so will ich Euch gehorsam sein. Aber trifft Eure Wahl dann mein armes Gärtnermädchen, so falle der Zauber auf Euch, dass Ihr ewig darinnen verstrickt bleibet.

Der König schwieg; und die stolze Dame grinste voll Zuversicht ob ihres Sieges. "Ach mein hoher Künstler," entgegnete sie, “verzaubert immerhin alle anwesenden Jungfrauen, ich will Euch die Schönste wählen und bin gewiss, dass ich nicht Eurer Drohung teilhaftig werde. Eure seltsame Laune soll mir ein ergötzlicher Scherz sein". Und sie ließ sich auf einem samtenen Sessel nieder und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Da breitete der königliche Jüngling ein großes weißes Tuch aus, führte schweigend eine Prinzessin um die andere in das Nebengemach und verhüllte sie damit, wo sie alle sobald einschlummerten. Dann schnitt er einer jeglichen das Herz aus. Zuletzt auch seinem lieben Gärtnermädchen. Der Ballsaal verwandelte sich in eine grünende Gartenflur, von einem goldenen Zaun umschlossen, von singenden Vögeln durchflattert. Da vergrub der Jüngling die Herzen und sprach bei einem jeglichen: "Blühe, blühe, blühe aus der Erde auf! Bist du rein, Wirst du hold gedeihn. Aber treibe wilde Dornen, Wenn du böse bist"
Bald keimten und sprossten die Zweiglein und Blättlein empor. Wilde Dornensträucher wuchsen rasch aus der Erde; nur hier und da erschloss sich eine farbige Blüte.

Aber in des Gartens Mitte stand ein Blütenstengel dessen zartem Kelch entfaltete sich eine herrliche Rose, eine Rosenkönigin. Glänzender Tau träufte auf sie nieder und das grüne Laub schmiegte sich zärtlich an die Blüten. Jetzt kam eine Schar Nachtigallen geflogen, welche die Rosenkönigin umkreisten und sangen:

"Holde Rose, holde Rose,
hehre Blumenkönigin!
Du die Schönste unter allen,
Du die reinste unter ihnen,
sollst die ganze Welt bezwingen,
mit der frommen Liebe Sinn.
Hehre Rosenkönigin!"

Aber um die Dornensträucher flogen schwarze Raben und krächzten auch ihr Lied.
"Wilde Dornen, wilde Dornen,
schwarz wie unser Nachtgewand.
Sollt am besten uns gefallen
mit den tausendfachen Krallen.
Sollet dienen in der Höllen,
in der ewigen Pein, zum Brand.
Schwarze Dornen, Nachtgewand."

Da führte der König die stolze Dame herein in den Garten, auf dass sie die schönste der Blüten für ihn wähle, und als sie die zauberschöne Rose sah und die Nachtigallen singen hörte, die über ihr im Kreise flatterten, als sie das liebliche Liedlein vernahm - da stand sie beschämt und war von der Rose zaubervoller Macht ergriffen und gerührt, ihr war, als fühle sie eine warme Liebe, und sie gedachte in diesem Augenblick reuevoll an ihre verübten Bosheiten und Ränke.

Und als sie nun die Dornensträucher sah, darüber die schwarzen Raben ein Höllenlied krächzten, da überlief sie eine Angst, ein Todesgrauen; und sie sprach:
"Mein Königssohn, ich muss Euch die holde Rose wählen, sie ist die Schönste." Nun bewegten sich alsbald der Rose Zweige und Blätter und Blüten und verschmolzen sanft zum Körper eines lieblichen Mädchens, das kein anderes war, als das fromme Gärtnermädchen.
Und die junge Frau schien noch schöner und bescheidener als zuvor. Aus den anderen Blumen und Dornensträuchern bildeten sich wieder Prinzessinnen, die wie aus einem schweren Traum erwachten.

Aber des Königs Stiefmutter war vor Scham und Reue niedergesunken und lag in Betäubung. Und die schwarzen Rabenvögel hackten ihr das Herz aus und sie wurde zu Stein, von wilden Dornen umstarrt. Die Prinzessinnen eilten scheu davon, wurden aber besser und demütiger in ihren Herzen.

Der König aber lebte glücklich und fromm mit seiner Gemahlin, dem Gärtnermädchen, und des Himmels Segen war mit ihnen.

Die Rosenkönigin Märchen von Ludwig Bechstein

Märchen des Monats Mai

Die blaue Rose

In China lebte einmal ein Kaiser, der hatte eine Tochter, die war so schön wie sonst keine im Land. Ihre Haut war so weiß wie feinstes Porzellan und ihre Lippen leuchteten so rot wie Kirschen. Dabei war sie auch noch über die Maßen klug. Sie konnte die Gelehrten und die Philosophen ihres Landes zitieren und ihre Stimme klang so süß wie die der Nachtigall. Zum großen Kummer des Kaisers wollte sie jedoch nicht heiraten.

„Ich würde mich gern noch an meinen Enkelkindern erfreuen, bevor ich sterbe!“ meinte er. Und da er so betrübt war und sie ihren Vater liebte wie er sie, willigte sie ein endlich zu heiraten. Sie stellte jedoch eine Bedingung: „Ich will nur den Mann heiraten, der mir eine blaue Rose bringt!“ sagte sie.

Der Kaiser ließ nun die Botschaft im ganzen Land verkünden und es meldeten sich auch viele Bewerber. Als sie jedoch von der Bedingung hörten, bekamen sie lange Gesichter. „Wer hat je von einer blauen Rose gehört?“ meinten sie und gingen wieder nach Hause. So blieben nur drei Bewerber übrig, die ihr Glück versuchen wollten.

Der erste war ein reicher Kaufmann. Er ging in den Basar zum größten Händler und wies ihn an, die blaue Rose zu besorgen. „Von einer blauen Rose habe ich noch nie gehört!“ meinte der Händler. „Besorge sie, und ich will dich reich belohnen. Kannst du sie nicht besorgen, so wird es dein Tod sein!“ befahl der Kaufmann. Der Händler versprach sein Bestes zu geben und nach drei Wochen brachte er eine Rose, die ganz in Gold und mit kostbaren Juwelen gefertigt war. Der Kaufmann ging damit zum Palast und wurde auch sogleich zum Kaiser vorgelassen. Der Kaiser bewunderte die kostbare Arbeit und ließ dann seine Tochter rufen. „Nun meine Tochter, ist das die blaue Rose, die du willst?“ „Das ist eine künstliche Rose! Edelsteine habe ich schon genug!“ meinte die Prinzessin und wies den Freier ab.

Der zweite war ein mächtiger Kriegsherr. Er hatte gehört, dass der Fürst des Nachbarlandes über eine Schatzkammer verfügte voll mit den seltensten und kostbarsten Schätzen. Es rüstete also ein Heer, zog ins Nachbarland und vor die Tore des fürstlichen Palastes. Dort ließ er dem Fürsten erklären, er wolle nur ein Stück seiner Schatzkammer. Bekäme er es, wolle er abziehen, bekäme er es aber nicht, so wolle er das Land mit Krieg überziehen. Der Fürst war ein friedliebender Mann, der keinen Krieg wollte. Er ließ den Kriegsherrn also ein und führte ihn selbst in seine Schatzkammer. Tatsächlich fand sich unter den Schätzen ein herrliches Mosaik mit einer Rose. Es war eine rote Rose, aber der Kriegsherr ließ die roten Steine durch blaue ersetzen und zog mit seinem Heer ab. Er ging mit seiner Beute zum Kaiser und wurde auch sogleich vorgelassen. Der Kaiser bewunderte das wunderbare Bild und ließ seine Tochter rufen. „Nun meine Tochter, ist das die blaue Rose, die du willst?“ „Es ist ein wunderschönes Mosaik und wert, in einem Palast zu hängen,“ sagte sie, „aber es ist keine blaue Rose.“ So musste auch der Kriegsherr abziehen.

Der dritte war ein wichtiger Minister des Kaisers. Er hoffte, der Auserwählte zu sein und nach dem Tod des Kaisers an dessen Stelle regieren zu können. Er ließ den besten Künstler des Landes kommen und beauftragte ihn, das schönste Gefäß zu fertigen, das er je gemacht habe und darauf eine blaue Rose zu malen. Der Künstler brauchte 6 Monate und dann hatte er das schönste Gefäß gefertigt, das es gab. Der Minister eilte damit zum Palast und wurde auch sogleich vorgelassen. Der Kaiser bewunderte das schöne Gefäß mit der herrlichen Rose und ließ seine Tochter rufen. „Nun meine Tochter, ist dies die Rose, die du willst?“ fragte er. „Es ist das schönste Gefäß, das ich je gesehen habe. Ich will es behalten und die blaue Rose hineinstellen.“ Und so musste auch der Minister abziehen ohne sein Ziel erreicht zu haben.

Da kam ein Spielmann in die Stadt gezogen. Er hatte noch nie von der Kaisertochter und ihrer blauen Rose gehört. Er war arm und wusste nicht, wo er die Nacht über bleiben sollte. Also setzte er sich an den Fluss unterhalb der Palastmauern. Die Abendsonne tauchte alles in ein goldenes Licht und er begann auf seiner Laute zu spielen. Da öffnete sich eine Tür in der Mauer und eine Frau trat heraus, die war so schön, wie er noch nie eine gesehen hatte. Sie setzte sich zu ihm, lächelte ihn an, hörte ihm zu und sang mit einer Stimme, die so süß war wie die der Nachtigall. So verbrachten sie die ganze Nacht und wenn sie nicht sangen und spielten, dann flüsterten und lachten sie. So verging die Nacht wie silberner Nebel. Wie erstaunt waren sie, als der Morgen graute.

„Ich will zu deinem Vater gehen und um deine Hand anhalten, denn ich habe dich lieb gewonnen“, meinte der Spielmann. „Ich habe dich auch lieb gewonnen. Aber ich bin die Tochter des Kaisers und habe gelobt, nur den zu heiraten, der mir eine blaue Rose bringt!“ Da lachte der Spielmann: „Das ist leicht. Ich werde noch heute zu deinem Vater kommen.“
Als er zum Palast kam, hatte er eine wunderschöne weiße Rose in der Hand. Zuerst wollte man ihn gar nicht zum Kaiser vorlassen, aber er bestand darauf. Der Kaiser wollte seine Tochter gar nicht rufen lassen, allein der Spielmann bestand auch hier darauf. Als die Prinzessin eintrat und die Rose sah, freute sie sich und sagte: „Was für eine schöne blaue Rose!“

Der Hofstaat tuschelte und der Kaiser runzelte die Stirn. Ein Spielmann war nicht das, was er sich für seine Tochter gewünscht hatte. Da er aber seine Tochter liebte und sah, dass sie glücklich war, so nannte er die Rose ebenfalls blau und erlaubte die Heirat. Er ließ einen Palast bauen für die beiden genau an der Stelle am Fluss, wo sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Dort besuchte er die beiden oft. Nicht nur, weil er seine Tochter gern hatte, sondern auch, weil er die Musik seines Schwiegersohns so liebte.

Neue Märchenstube

Nach den Sommerferien öffnet die Märchenstube an alter Stelle in der Beinstr. 4 in Aalen. Die Kindermalwerkstatt Klexxwerk bietet im Erdgeschoß Malkurse an, im ersten Stock werden Märchen erzählt.

Samstag, 15. Mai 2010: Märchenreise um die Welt

Samstag, 15. Mai 2010 um 20.00 Uhr: Haus der Stadtgeschichte, St. Johann-Friedhof in Aalen: Märchenreise um die Welt. In der Pause kleine Köstlichkeiten aus aller Welt

Samstag, 8. Mai 2010 Lange Nacht der Märchen, Bopfingen

"Dat du min Leevsten büst" Lange Nacht der Märchen in der Schranne Bopfingen um 20.00 Uhr. Musik von Zupf und Xang, Bewirtung in der Pause durch die Chocolaterie u.a.

Freitag, 30. April 2010 16.00 - 18.00 Uhr: Märchen für Kinder

Am Freitag, 30. April von 16.00 bis 18.00 Uhr erzählen wir auf dem Spritzenhausplatz in Aalen Märchen für Kinder.

Märchenstube geschlossen

Am 15. 1. 2010 fand in der Märchenstube in der Beinstr. 4 die letzte Veranstaltung statt. Die Energiekosten waren so hoch geworden, dass wir uns diese Einrichtung nicht mehr leisten konnten. Daher mussten wir nach einem erfolgreichen Jahr ausziehen.
Jetzt sind wir auf der Suche nach neuen Räumen. Für Tipps unter erzaehlgemeinschaft@web.de sind wir natürlich sehr dankbar.

Die Erzählgemeinschaft Ostalb "Märchenbrunnen"





Wir über uns




Im Jahr 2000 gründeten die Märchenerzählerinnen Friede Wallentin, Ute Fallscheer und Carmen Stumpf die Erzählgemeinschaft Ostalb „Märchenbrunnen“ mit dem Ziel, die Faszination und Kraft der Märchen lebendig werden zu lassen und Märchen zu erhalten und weiterzutragen.
Inzwischen finden regelmäßige Treffen der Erzählgemeinschaft Ostalb „Märchenbrunnen“statt. Es sind märcheninteressierte Frauen oder Märchenerzählerinnen. Ihre Ausbildungen haben sie bei der Europäischen Märchengesellschaft, beim Verein Dornrosen in Nürnberg, oder beim Stuttgarter Märchenkreis absolviert. Und sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Volksmärchen wieder aufleben zu lassen und zwar in ihrer ursprünglichen, in ihrer frei erzählten Form. Die Erzählgemeinschaft Ostalb „Märchenbrunnen“ will im Bereich der Ostalb ein Forum sein für alle, die sich mit Märchen beschäftigen. Das Erzählen und der Reichtum der Märchen sollen als Teil unserer Kultur für Kinder und Erwachsene wieder lebendig werden.

Dazu führen die Märchenerzählerinnen gemeinsame Veranstaltungen durch, tauschen untereinander ihre Erfahrungen aus, und unterstützen sich gegenseitig bei Märchenprojekten.